Montag, 22.10.2018

Wo finde ich Hilfe?

 

Für Pädophile erweist es sich oft als schwierig, einen Therapeuten zu finden, der über genügend Erfahrung und eine geeignete Qualifikation verfügt. Gar nicht so selten kommt es auch vor, dass Ärzte und Psychologen aus unterschiedlichen Gründen nicht bereit sind, mit Pädophilen zu arbeiten. Wohin also kann man sich wenden? In unserem Gesundheitssystem sind es hauptsächlich die sexulmedizinischen Fachberatungsstellen, die sich auf die Behandlung sexueller Präferenzstörungen spezialisiert haben. Das Problem ist allerdings, dass diese Beratungsstellen sehr dünn gesät sind. Nur einige renommierte Universitätskliniken verfügen über entsprechende Anlaufstellen, so dass es oft zu erheblichen Versorgungsengpässen kommt. In weiten Teilen Deutschlands – vor allem in ländlichen Regionen – gibt es so gut wie gar keine Versorgung, weshalb pädophil empfindende Menschen oft weite Wege auf sich nehmen müssen, um eine geeignete Behandlung zu finden.

Für alle Sexualberatungsstellen gilt: Ein unverbindliches Vorgespräch kann normalerweise kurzfristig anberaumt werden. Für eine längerfristige Therapie muss man dagegen mit monatelangen Wartezeiten rechnen, denn die personellen Kapazitäten dieser Einrichtungen sind sehr eng bemessen. Dennoch kann und darf man sich nicht scheuen, als Pädophiler nach Hilfe zu suchen, wenn man das Gefühl hat, es allein nicht zu schaffen. Die Kosten einer sexualmedizinischen Beratung werden von der Krankenkasse übernommen, man braucht lediglich einen Überweisungsschein vom Hausarzt.Als Überweisungsgrund genügt eine unverfängliche Diagnose wie „sexuelle Funktionsstörung“ oder Ähnliches. Solange man noch nicht straffällig geworden und ohnehin als pädophil bekannt ist, raten wir davon ab, die Diagnose „Pädophilie“ gegenüber der Krankenkasse anzugeben. In Zeiten von Chipkarten und elektronischer Datenverarbeitung ist es schwer zu kontrollieren, was mit derart sensiblen Daten passiert und wer alles darauf Zugriff hat. Die Offenlegung der Diagnose kann aber notwendig sein, wenn man von der Krankenkasse die Fahrtkosten für eine Therapie erstattet bekommen möchte. Hier muss man zusammen mit seinem Therapeuten sehr genau abwägen, wie man vorgehen sollte und ob sich eine Offenlegung der Diagnose lohnt.

Nachstehend haben wir eine Liste den uns bekannten sexualmedizinischen Fachberatungsstellen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengestellt. Unsere Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; Ergänzungsvorschläge nehmen wir gerne entgegen.

Wenn es Grund zu Kritik oder Verbesserungspotential gibt, teilt den entsprechenden Stellen dies bitte direkt mit. An Kritik kann man nur wachsen, wenn sie auch geäußert wird. Und oft sind die Einrichtungen ja auch noch in der Entwicklung. Gibt es grundsätzliche Probleme, informiert uns bitte, damit wir entscheiden können, wie wir mit der Empfehlung weiter verfahren.

 

1. Projekt „Kein Täter werden“

Das bekannteste und am weitesten verbreitete Hilfsangebot ist das Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ mit Hauptsitz an der Charité in Berlin. Aus unserer Sicht das kompetenteste uns bekannte Therapieangebot.

Aktuelle Informationen zu neuen Standorten und dem Therapiekonzept unter https://www.kein-taeter-werden.de/.

Ein neuer Teil des Projekts ist das PPJ, das Jugendlichen mit sexuellen Auffälligkeiten Therapie anbietet. Die entsprechende Webseite ist https://www.du-traeumst-von-ihnen.de/.

 

2. Weitere Anlaufstellen in Deutschland:

Neben dem Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ gibt es noch eine Reihe weitere Institute und freiberuflicher Therapeuten, die ebenfalls Therapieangebote für Menschen mit pädophilen Neigungen anbieten. Nachfolgend eine Auflistung mit Adressen aus dem gesamten Bundesgebiet:

 

Baden-Würtemberg:

Forensische Ambulanz Baden: Psychotherapeutische Ambulanz für Sexualstraftäter, Bewährungshilfe Stuttgart(Bietet in Einzelfällen auch Behandlungsplätze für Pädophile, die nicht straffällig geworden sind.)

Bremen:

aft-praksys Bremen

 

Berlin:

Kind im Zentrum

Sexualtherapie Berlin: Praxis von Dr. Christoph Joseph Ahlers

Dr. med. David Goecker

Hamburg: 

UKE Hamburg

Niedersachsen:

Präventionsprojekt PsM in Göttingen: Flyer verfügbar unter www.forensik-goettingen.de/fileadmin/redaktion/FlyerDezember_2015.pdf

Nordrhein-Westfalen:

man-o-Mann Männerberatung Bielefeld

Sachsen:

Universitätsklinikum Leipzig

Schleswig-Holstein:

www.sexualmedizin-kiel.de: Praxis für Sexualmedizin Prof. Dr. med. Hartmut A. G. Bosinski


3. Uns bekannte Anlaufstellen im deutschsprachigen Ausland:

Österreich:

Forensisch Therapeutisches Zentrum Wien

Schweiz:

Psychiatrisch-Psychologischer Dienst (PPD) Zürich

Universität Bern

Forensisches Institut Ostschweiz

 

aktualisiert: 16.04.2016