Montag, 22.10.2018

Fragen & Antworten
#7 - Die Frage nach der Motivation

 

Max fragte am Sonntag, den 15.03.2009

Was motiviert euch?

Es gibt vieles, was einen motivieren kann, sich nicht an Kindern zu vergehen. Da gibt es die Liebe, die einen abhält, anderen zu schaden; die Angst vor Strafe und Ächtung; das Gewissen, das einen warnt und keine Ruhe lässt, wenn man dagegen handelt; die religiöse Überzeugung, aus der heraus sich solche Kontakte und das Schädigen anderer verbieten; dass man Morgens noch in den Spiegel schauen können möchte... Das sind so Dinge, die einen dazu bringen auch sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen, um Impulskontrolle zu lernen. All das motiviert MICH persönlich und noch ein paar Dinge mehr.

Was im Kontakt zu einem Kind aber bei mir zuschlägt ist vorwiegend ein ganz anderer Gedanke, nämlich das Vertrauen. Kinder vertrauen in ganz außergewöhnlichem Maße, teils, weil sie noch nicht enttäuscht wurden und/oder einfach nicht über mögliche Gefahren nachdenken. Wenn also ein Kind zu mir kommt, in irgendeiner Weise meine Nähe oder Hilfe oder Rat sucht, dann schenkt es mir bewusst oder unbewusst Vertrauen, denn ich bin viel größer und stärker und könnte auch sonstwas mit dem Kind machen. Darüber denken Kinder im Allgemeinen wohl eher nicht nach, sondern sie vertrauen einfach. Dieses Vertrauen zu spüren ist für mich das größte Geschenk, dass mir ein Kind geben kann – oder eigentlich ein Mensch überhaupt??!! – und ich möchte mich UNBEDINGT (im wahrsten Sinne des Wortes) als dieses Vertrauens würdig erweisen. Wenn ich manchmal einen Vater mit kleiner Tochter auf dem Arm sehe, wie sie sich anlehnt, ankuschelt, vielleicht schläft, dann fantasiere ich oft, selbst eine Tochter zu haben und was für eine große Ehre und Freude es wäre, ihr diese Geborgenheit zu geben. Leider ist es unwahrscheinlich, dass ich mal selbst so stabil werde, dass ich mich trauen würde selbst Kinder zu haben. Aber ich versuche jedes Kind als so wertvoll anzusehen, als wäre es mein eigenes. Und wenn es sich an mich wendet, wie, wann, weshalb auch immer, dann versuche ich, mich dieses Vertrauensbeweises als würdig zu verhalten, indem ich keine Situation ausnutze, sodass ich mich schämen müsste, könnte es meine Gedanken und Absichten irgendwie erkennen. (Das praktiziere ich übrigens nicht nur Mädchen gegenüber, sondern auch bei Jungs. Und ich merke: Das gibt mir bei beiden Geschlechtern ähnlich viel, obwohl ich definitiv nicht auf Jungs stehe.)

Mich würde interessieren zu hören, was andere (sprich: gerade DICH dort vor dem Bildschirm!), in diesem Sinne motiviert und was ihr (DU) damit erleb(s)t.

Euer Max

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Creasy: Kinder machen glücklich – wie könnte ich ihr Glück zerstören?

Kinder, insbesondere Mädchen, machen mich einfach glücklich. Dafür ist nicht viel erforderlich: Ein Lächeln, das Summen eines Liedes in der Bahn, fröhliches Lachen, eine kleine Geschichte, die sie begeistert ihren Eltern erzählen, während sie an mir vorbei gehen. Wenn ich mit Mädchen spiele, erzähle und lache, erlebe ich einen vollkommenen, erfüllten Moment. Oft müssen sie mich nicht einmal bemerken, um mir den Tag zu verschönern.

Niemand würde einfach so das Auto verkaufen, dass er in liebevoller Kleinarbeit restauriert hat, den Job kündigen, der ihn ausfüllt oder sich von der Frau trennen, die er liebt. Ebenso kann ich nicht die Quelle meines Glückes zerstören. Genau das würde ich aber tun, wenn ich mehr als platonische Beziehungen zu Kindern hätte. Wie kann ich selbst glücklich sein, wenn das Lächeln nicht mehr echt wäre, wenn das kleine Mädchen Angst vor mir hätte, sich wegen mir schämen würde oder Schuldgefühle hätte? So etwas kann und will ich nicht riskieren, es wäre nicht nur im hohen Maße moralisch verwerflich, sondern schlicht und einfach irrational.

Auch, wenn es vielleicht seltsam klingt: Eine pädophile Neigung hat nicht nur Nachteile. Ich nehme Kinder nicht als „lästige Gören“ wahr, die laut und anstrengend sind, sondern kann mich an Banalitäten erfreuen, die viele Menschen vermutlich gar nicht wahrnehmen. Kindliche Freude an den scheinbar unwichtigsten Dingen färbt auch auf mich ab. Durch aufrichtiges Interesse (aufrichtig, keinesfalls nur sexuell!) spüren Kinder schnell, dass sie wichtig und wertvoll sind. Dadurch kann ich vielleicht ein Stück des Glückes zurückgeben, das ich durch sie bekomme. Diesen Kreislauf, dass jeder ein kleines bisschen glücklicher ist, kann und will ich nicht durchbrechen.


Innana Wagner:
Lieber Max. Ich bin hier da mein Ex-Mann so ist wie du. Es ist nach fast vier jahren rausgekommen als er sich an unserem Sohn vergangen hat. Ich bin getrennt und gerade vor Gericht. Ich wollte mal sehen wie "ihr" denkt und ich lese durch das halbe Netz... dein Eintrag hat mich bewegt....finde es toll wie offen du schreibst. Ich wünsche dir alles Gute. Was noch fehlt.... wenn man ein Kind missbraucht selbst spielerisch die seele bricht. Und das Herz der Mutter stirbt


Max (Nachtrag):
Interessant eure Kommentare zu lesen. Danke!

Neulich ist mir noch ein Punkt zur Motivation eingefallen, den ich noch gar nicht erwähnt habe: Ich kenne das Gefühl, selbst sexuell belästigt zu werden. Mit 18, 19 Jahren wurde ich selbst mal von einem Mann aggressiv angebaggert, auch begrapscht.
Eine einfache Berührung am Hinterteil, wie sie in jedem Gedränge vorkommen könnte. Aber es war zu fühlen, dass da eine Absicht dahinter steckte. Ich habe es zunächst ignoriert. Dann kam die zweite Berührung, auch die ignorierte ich. Ich wollte ihm ja nix unterstellen. Und außerdem reagiere ich ja sowieso leicht überempfindlich auf ungewohnte Berührungen… Ich kenn mich ja. Sicher alles halb so wild.

– Merkt ihr was? (siehe unten)

Als ich ihn das nächste Mal sah, sprach er mich auf die Berührungen an und machte mir ein eindeutiges Angebot zu homosexuellem Gruppensex, wenn ich es richtig verstanden habe. – Mir wurde schlecht.

Kurz darauf bin ich noch mal hin, um ihm ganz eindeutig „NEIN“ zu sagen – eine mittelschwere Tasche dabei, die ich fest umklammerte, um sie ihm, falls nötig, blitzschnell an den Schädel donnern zu können.

Auch nachdem das Geschäft eingegangen war, konnte ich nur mit einem ekligen mulmigen Gefühl im Bauch diese Straße lang gehen. Bis eines Tages ein neuer Besitzer auftauchte, der dem alten nicht unähnlich sah und mich auffallend freundlich grüßte.
Er war es letztendlich wohl nicht wirklich, aber der Spuk endete für mich erst, als auch dieses Geschäft wieder schließen musste und wenig später ein gänzlich anderer Betreiber einzog.

Was sagt MIR das? Bei Kindern wird oft angeführt, sie würde sexuelle Belästigung ganz barbarisch schädigen, weil sie ja schwächer sind und auf Erwachsene emotional wie versorgungstechnisch angewiesen und so weiter.
Ich habe gefühlt und sehe, was die zugegebenermaßen minimale Belästigung bei mir ausgelöst hat, einem jungen Mann, der seinem Gegenüber weder körperlich noch emotional wesentlich unterlegen gewesen sein dürfte! Diese Gefühle wünsche ich niemandem!

Wie wirkt sowas dann erst auf ein Kind?

Und interessant: erst beim Schreiben dieses Textes ist mir aufgefallen, wie ich damals automatisch die Schuld auf mich genommen habe: ich empfinde falsch, weil mir die Berührungen unangenehm waren! Habe ich sofort wie selbstverständlich geschlossen. Und das tun auch Kinder. Und sagen lieber nichts, obwohl ihnen gar nicht gut ist. Wie ich damals…
So also auch eine Hilfe bei der Perspektivenübernahme. Wenn auch keine schöne.


Gabriel:
Hallo Max,

Hoffmann von Fallersleben hat einmal gesagt: "Was eine Kinderseele aus jedem Blick verspricht! So reich ist doch an Hoffnung ein ganzer Frühling nicht!" Wieso ich dieses Zitat auf deine Frage beziehe?

Kinder sind einzigartig auf unserem Planeten, unser wertvollstes Gut und unsere Zukunft. Von Kindern können wir Erwachsenen so unendlich viel lernen, wenn es um Vertrauen, Neugier, Wissenshunger, Begeisterungsfähigkeit, aber auch um Ehrlichkeit und ein natürliches Bedürnis nach Nähe geht. All diese Fähigkeiten haben wir im Laufe unseres Entwicklungsprozesses, unserer Sozialisation leider teilweise verlernt. Aufgrund von schlechte Erfahrungen mit Familienangehörigen und Freunden... Wegen eintönigen Schulsituationen, Schicksalsschlägen und ständigen Aufforderungen, sich vernünftig und erwachsen zu verhalten.

Wir selber können nicht mehr Kind sein, aber wir können Sorge dafür tragen, dass Kinder sich einen Teil ihrer positiven Eigenschaften bewahren. Dazu gehört, sie respektvoll zu behandeln, sie zu achten und ihnen aufrichtige Liebe zu schenken. Jeder Missbrauch - egal ob scheinbar \"sanft\" herbeigeführt oder mit Gewalt durchgeführt - zerstört eine Kinderseele, nimmt einem Kind das, was es so einzigartig macht. Und damit stirbt auch die Hoffnung auf eine bessere Welt. Wem diese Überlegungen zu pathetisch sind: Einem Menschen, den ich liebe, füge ich keinen Schaden zu, sonst liebe ich nicht wirklich. Physischer wie auch psychischer Missbrauch sind die schlimmsten Dinge, die ich einem Kind zufügen kann. Dessen bin ich mir völlig bewusst und aus diesem Grund und aus der Gewissheit, Kinder wahrhaftig zu lieben könnte ich mich NIE an einem Kind vergehen! Das sage und meine ich genau SO, ohne Einschränkung!

Liebe Grüße
Gabriel


Marco:
Hallo Max,

mir geht es da ganz ähnlich wie dir: Das Vertrauen eines Kindes ist etwas so Wertvolles, dass ich es niemals enttäuschen möchte. Das könnte ich mit meinem Gewissen und meinen moralischen Ansprüchen nicht vereinbaren. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man von einem Menschen, dem man sein vollstes Vertrauen geschenkt hat, ganz unerwartet enttäuscht wird. Selbst uns als Erwachsenen fällt es enorm schwer, damit fertig zu werden. Um wieviel schwerer muss dies erst einem Kind fallen?

 

aktualisiert: 21.02.2014