Montag, 22.10.2018

Über Max

 

Ich bin um die dreißig und weiß seit 2004/05 vage um meine Pädophilie. Dadurch hatte ich das große Glück, gleich am ersten Durchlauf des Präventionsprojekts „Dunkelfeld“ der Berliner Charité teilnehmen zu können. So erhielt ich schnellstmöglich nach der extrem belastenden Selbsterkenntnis adäquate Hilfe, was vielen Generationen von Pädophilen vor mir nicht möglich war. Ich bin dankbar für diese große Chance, mein Leben im Bewusstsein der Neigung nicht erst ohne Bewältigungsstrategien aufbauen zu müssen.

Als mir meine eigene Pädophilie bewusst wurde hatte ich plötzlich überhaupt kein Bild mehr von der Zukunft. Obwohl ich mich bemühe, nach der Bibel zu leben, und meine ganze Hoffnung aus ihren Lehren ziehe, stellte sich mir plötzlich die Frage: „Wer bin ich? Wer will ich sein?“ Und: „Spielt es überhaupt noch eine Rolle, was ich will?“ Auf jeden Fall wollte ich nicht zum Kindesmissbraucher werden, aber wie schmerzhaft würden die dafür nötigen Schritte sein? Und ist das überhaupt ein erreichbares Ziel, oder doch ein endloser Weg (nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“)? Nichts, ich hatte absolut kein Bild davon was aus mir werden würde, wie es sich anfühlen könnte, wenn man die Neigung kontrolliert. Ob es ein Kampf ist? Oder ein Zwang, den man sich auferlegt, um gewissen Normen hörig zu sein, die man selber (noch) nicht verstehen kann? Wenn man seine sexuellen Bedürfnisse unterdrückt, dann kann es doch nur wehtun… oder??!

Bei der Charité habe ich gelernt zu quantifizieren um mir die tatsächliche Größe von Problemen klar zu machen. Daher also konkret: Ich fühle mich hauptsächlich von Mädchen vor und zu Beginn der Pubertät angezogen, finde jedoch auch Frauen attraktiv. Männer und Jungs dagegen überhaupt nicht. Unter Frauen verständlicherweise eher die, die jünger sind und wirken, und sehr sehr selten gleichaltrige Frauen. Und ich habe mich nie an einem Mädchen vergangen, zum Glück auch nicht in der langen Phase, in der ich die Neigung geleugnet habe.

Nach der Therapie brauchte ich circa 2 Jahre um alles zu verarbeiten und wieder ein stabiles Selbstbild aufzubauen. Ab Anfang 2009 dann habe ich begonnen auf dieser Seite aktiv zu werden und die Bemühungen von Marco durch eigene Texte zu meinen Erlebnissen zu unterstützen. Mein zentrales Thema ist meist die Frage „Wie funktioniert Impulskontrolle eigentlich?“ und „Wie fühlt sie sich an?“. Hinzu kommt mein Bemühen darum, insbesondere denen zur Seite zu stehen, die gerade erst am Anfang stehen und seit kurzem erst mit dem Gedanken, dass sie pädophil sind, zurecht kommen müssen. Das Ziel eines verantwortungsvollen Umgangs ohne zu missbrauchen ist dabei die Grundvoraussetzung.

Ich schreibe hier vor allem, weil ich das Bedürfnis habe das weiterzugeben, was ich erlebt habe, und über die Erfahrungen zu sprechen, die ich gemacht habe. Darüber zu schreiben hilft mir, für mich selbst zu verarbeiten, und erlaubt es, auch andere daran teilhaben zu lassen. Vor und in der Therapie habe ich schmerzlich vermisst, dass es niemanden gab, mit dem ich hätte reden können. Jemand der das alles schon durch hatte, was damals dunkel, vage und beängstigend vor mir lag. Jemand der mir ein glaubhaftes Bild vermitteln konnte, was auf mich zukommen würde. Wo ich kann möchte ich jetzt gern anderen dieser Jemand sein. Deshalb habe ich mich 2009 dann an Marco gewandt. Und, da unser Thema nach wie vor in weiten Kreisen totgeschwiegen oder unsinnig dargestellt wird, halte ich diese Seite für sehr sehr wichtig.

Aktuell kümmere ich mich vor allem um zwei Herzensprojekte von mir: seit Ende Januar 2014 ist die neue Website www.shadowsproject.net online, die ich zusammen mit FloZilla betreibe. Unter dem Titel „Tritt aus dem Schatten“ thematisieren wir dort gezielt die sinnlose Ausgrenzung und Stigmatisierung nicht-übergriffiger Pädophiler, die von der breiten Masse der Gesellschaft mit in die Schublade „Kindesmissbraucher“ geworfen werden. Über das Shadows Project fordern wir Gleichgesinnte auf durch persönliche Beiträge zu unserer Galerie aus diesem Schatten zu treten.

Seit April 2013 schreibe ich an einem Buch, das ich Anfang Juni 2015 endlich veröffebntlichen konnte. Unter meinem Pseudonym "Max Weber" habe ich über meine pädophile Neigung geschrieben und alles aus meinem Leben zusammengefasst, was mir in diesem Zusammenhang wichtig erscheint. Eine kurze Vorstellung können Sie sich zu Gemüte indem sie auf das folgende Banner klicken:

Buchankündigung: Max Weber: Für ein Kinderlachen

 

Medienpräsenz:

aktualisiert: 05.11.2017