Hier möchte ich gerne meine persönlichen Gedanken zum Thema Suizid niederschreiben. Vor einem Jahrzehnt dachte ich viel über den Tod nach. Was bedeutet es eigentlich zu sterben? Was hinterlässt man seinen Angehörigen und lebt man in Erinnerungen anderer weiter?

Es gibt unterschiedliche Meinungen zum Thema Suizid in der Gesellschaft. Die einen halten es für feige auf diese Art aus dem Leben zu treten - andere hingegen können sich mit diesem Thema gar nicht auseinandersetzen. Manche haben selbst Suizidgedanken gehabt und kennen den Strudel der Dunkelheit und Verzweiflung - können ihre Entscheidung nicht mehr rückgängig machen, weil es dafür schon längst zu spät ist, weil sie sich das Leben genommen haben.

Rückgängig machen und wieder ins Leben zurückkehren. Menschen, die in der Vergangenheit suizidal gewesen sind, wissen bestimmt, was ich meine. Damals habe ich Suizidgedanken gehabt und wollte mein Leben nicht mehr weiterleben. Meine Lebenssituation war unerträglich und jetzt komme ich zu dem Kern meiner Gedanken:

Wie schlimm muss die Situation eines Menschen sein, wenn er lieber sterben möchte als zu leben?

Mit dem Tod umzugehen ist nicht einfach. Angehörige, Freunde, die Familie, kann nach dem Tod erst nach einiger Zeit, die immer individuell ist, damit abschließen und im besten Fall weiterleben. Ein Trauerprozess benötigt Zeit. Ich denke, wir alle kennen das Gefühl von Trauer.

Ein Leben geht immer weiter und es steht niemals still. Ich lernte mit vielen Dingen und Ereignissen in meinem Leben ganz anders umzugehen. Angefangen von meiner Vergangenheit als Opfer sexueller Gewalt, vom Coming-In bis hin zu meinem Engagement bei Schicksal und Herausforderung e. V.

Dann habe ich auch viele Menschen kennengelernt und bin heute mit ihnen sehr eng befreundet. Ich habe auch viel über die Pädophilie gelernt und einiges darüber gelesen. In meinem Leben hatte mein Innerstes seinen Platz bekommen. Die unterschiedlichsten Erfahrungen können Menschen destabilisieren. Vielleicht ist es eine unglückliche Beziehung, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine schwere Krankheit. Psychische Erkrankungen kommen in der Gesellschaft immer häufiger vor und führen nicht selten zu Rückzug und Depressionen.

Jedoch unterscheidet sich nicht die Verzweiflung und die wahrgenommene Ausweglosigkeit. Viele Menschen die Suizidgedanken in ihrem Leben hatten, bestätigen das. In dieser schwierigen und kaum zu ertragenden Zeit, sieht man keine Zukunft mehr und wenn ich damals gewusst hätte, wie viele schöne Dinge ich noch erlebe, welche Freunde ich noch kennenlerne und wie viel Glück ich noch habe, dann hätte ich keine weitere Sekunde mit dem Gedanken gespielt, mir das Leben zu nehmen.

Ein Suizid hinterlässt einen Graben der Fassungslosigkeit und Trauer, heilt keine alten Verletzungen und macht eine überfällige Entschuldigung unmöglich. Ein Suizid hinterlässt eine große Frage und die Zurückgelassenen können diese niemals für sich selbst beantworten.

Sind dir deine Gefühle für Kinder bewusst geworden und/oder denkst du an Suizid? Hier findest du Hilfe: Telefonseelsorge. Wir bieten ehrenamtlich Beratung per E-Mail mailbox@suh-ev.de und ein Selbsthilfeforum „Gemeinsam statt allein“ an. Unsere Beratung ersetzt keine professionelle Hilfe. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich das Leben gemeinsam besser lebt.

© 2024 Markus